Prototypen mit Nutzern testen
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Prototypen dienen dazu, Onlinedienste zu testen, bevor sie realisiert werden. Sie helfen dabei, ein maximal nutzerfreundliches Produkt zu entwickeln.
Ein Prototyp ist eine digital oder analog dargestellte Lösungsidee für ein bestimmtes Problem. Ob die entwickelte Idee für die späteren Nutzerinnen und Nutzer verständlich und einfach zu bedienen ist, lässt sich daran ganz einfach testen. Dafür reichen zum Beispiel eine Reihe einzelner Bildschirmansichten mit einigen anklickbaren Elementen sowie Aufgaben, die Nutzer und Nutzerinnen am Prototypen lösen müssen. Durch die Beobachtung und Auswertung dieser Tests wird deutlich, an welchen Stellen der Prototyp verbessert werden kann.
Vorbereiten
Prototypen sollen und können nicht alle Funktionen abdecken, die später in der Anwendung möglich sein sollten. Daher genügt es, den Prototyp so weit zu entwickeln, dass nur die relevanten Interaktionen auch funktionieren. Wenn man nicht sicher ist, ob diese von den Nutzenden ohne zusätzliche Hilfe verstanden werden, kann dies mithilfe eines Testszenarios überprüft werden. Das Testszenario beschreibt den Ablauf des Nutzertests in Form von Aufgaben an Nutzerinnen und Nutzer. Dabei kann beobachtet werden, wie die Teilnehmenden im Nutzertest mit der Situation umgehen und ob die dafür vorgesehenen Funktionen verwendet werden.
Ausbildungsförderung beantragen (Vergrößerung öffnet sich im neuen Fenster) Quelle: Public Service Lab
Durchführen
Ein Prototyp kann sowohl vor Ort als auch mit geeigneter Hardware und Software über eine Internetverbindung (remote) getestet werden.
Bei einem Nutzertest vor Ort werden die Nutzenden in einem geschlossenen Raum von einer moderierenden Person an den Prototyp herangeführt. Professionelle Testräume verfügen über einen zusätzlichen Beobachtungsraum mit Videokameras. So können die Protokollierenden die Nutzerinnen und Nutzer bei der Handhabung des Prototyps genau beobachten.
Digitale Prototypen können an einem beliebigen Ort getestet werden, vorausgesetzt es ist ein passendes Endgerät vorhanden. Dazu muss der Prototyp online zugänglich sein. Mithilfe von Apps und Programmen für Videokonferenzen wird dabei via Bildschirmübertragung der Bildschirm der Testperson von den moderierenden und protokollierenden Personen beobachtet.
Eine wertvolle Quelle von Informationen sind die Überlegungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer während der Nutzung des Prototyps. Die Methode des lauten Denkens („Thinking Aloud“) hilft dabei, mehr darüber zu erfahren.
Während des Nutzertests erhalten die Teilnehmenden mehrere Aufgaben. Ein Moderator oder eine Moderatorin kann an Stellen, wo die Testpersonen Rückfragen haben oder nicht weiterkommen Hilfestellung leisten, sollte sich aber möglichst zurückhalten. Wiederholen sich die Probleme bei mehreren Teilnehmenden, ist das ein klares Zeichen für Optimierungsbedarf.
Wenn möglich, sollten die Äußerungen der Nutzerinnen und Nutzer in Form einer Audioaufnahme aufgezeichnet werden. Noch nachvollziehbarer sind die Aufzeichnungen, wenn auch die Interaktion auf dem Bildschirm anhand eines Bildschirmvideos aufgezeichnet wird. Diese Dokumentation kann mit dem Team geteilt und als Kommunikationsmittel für Entscheiderinnen und Entscheider genutzt werden.
Lap-Top in dem ein Wohngeld-Antrag zu sehen ist. (Vergrößerung öffnet sich im neuen Fenster) Quelle: Public Service Lab
Auswerten
Bei der Auswertung konzentrieren sich die Fachleute auf die auffälligsten und augenscheinlichsten Beobachtungen. Wenn mehrere Teilnehmende dieselben Schwierigkeiten bei der Nutzung haben, ist es sehr wahrscheinlich, dass ein Problem vorliegt. Identifiziert werden sollten Probleme, die besonders schwerwiegend sind und die erfolgreiche Bearbeitung der gestellten Aufgaben in einer realistischen Umgebung sehr unwahrscheinlich machen würden. Ebenfalls relevant sind Probleme mit mittlerem Schweregrad, welche die Ausführung stark erschweren oder umständlich machen.
Für die Zusammenfassung und Präsentation der Ergebnisse ist es zudem wichtig, die positiven Ergebnisse hervorzuheben: Also Fragen und Aufgaben, die im Test keine Probleme bereitet haben sowie Eigenschaften des Prototyps, die von den Testpersonen in ihren Kommentaren begrüßt worden sind.
Die Ergebnisse der Nutzertests sind im agilen Entwicklungsprozess die Grundlage, auf denen Entscheidungen zur Weiterentwicklung des Services getroffen werden.