GI-WebTalk - Ein kritischer Blick in die Mühlen der Verwaltung sowie auf den Stand der OZG-Umsetzung
Meldung Veranstaltung 25.05.2022
Die Digitalisierung der Verwaltung scheint ins Stocken geraten zu sein. Ein Blick hinter die Kulissen beim WebTalk der Gesellschaft für Informatik e.V. verrät, wo wir stehen und wie aktuelle Herausforderungen bewältigt werden können.
Unter dem Motto "Die Mühlen der digitalen Verwaltung – Update Error?" trafen sich am 17. Mai 2022 Luise Kranich, Leiterin des Referats "Digitalisierungsprogramme Bund & Föderal" (Abteilung Digitale Verwaltung; Steuerung OZG) im Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI), Prof. Dr. Simon Nestler, Professor für Mensch-Computer-Interaktion an der Technischen Hochschule Ingolstadt und Fedor Ruhose, Staatssekretär im Ministerium für Arbeit, Soziales, Transformation und Digitalisierung des Landes Rheinland-Pfalz und CIO/CDO Rheinland-Pfalz zu einer digitalen Diskussionsrunde. Welche Note bekommt Deutschland für die bisher erreichten Leistungen auf dem Weg zu einem digitalen Staat und wie gelingt das Update des Bürokratiestaats Deutschlands?
Quelle: Gesellschaft für Informatik e. V.
Auf den ersten Blick erscheine es, als wäre noch einiges zu tun, so Frau Kranich. Doch "schaut man unterhalb der Oberfläche, merkt man schnell, dass die verfügbaren Online-Leistungen nur die Spitze des Eisberges sind", unter dem einiges in den letzten Jahren passiert sei: Basisdienste und Infrastrukturen wurden geschaffen, der Kulturwandel in der Verwaltung wurde angestoßen und es habe sich gezeigt, dass und wie es möglich ist, dass Bundesressorts und Bundesländer zusammenarbeiten. Frau Kranich betonte, dass das OZG für diese Entwicklungen ein wichtiger Impulsträger sei. Herr Ruhose stimmte Frau Kranich zu und ergänzte, dass Deutschland erst sehr spät, mit Beginn der Corona-Pandemie, aktiv die OZG-Umsetzung vorangetrieben habe. Dieser zeitliche Verzug müsse berücksichtigt werden sowie ein Verständnis dafür geschaffen werden, dass eine solche Transformation, wie wir sie derzeit erlebten, Zeit und Geduld brauche. In seiner Rolle als Professor sei es Prof. Dr. Nestler gewohnt, seinen Studierenden Noten zu geben. Dabei stelle er ihnen oftmals schwere, fast unlösbare Aufgaben, deren Bewältigung er dann benotet. Betrachte man die OZG-Umsetzung als eine solche Aufgabe, würde er die Note 1- vergeben, denn die Ursprungsaufgabe war enorm: 575 OZG-Leistungen (das sind Leistungsbündel bestehend aus bis zu mehreren Hundert Verwaltungsleistungen, sog. Leikas) innerhalb kürzester Zeit digitalisieren, daneben Prozesse anpassen, Aufgaben aufteilen und am Ende die digitalen Leistungen ausrollen. Anhand dieser ehrgeizigen Ziele gemessen, schlage sich die deutsche Verwaltung schon sehr gut, so Prof. Dr. Nestler.
Abschließend wurde die Frage gestellt, welche Art der Verwaltung im Jahr 2030 die Wunschverwaltung wäre. Frau Kranich hat dazu die Vision einer pro-aktiven Verwaltung. Diese beinhalte Komponenten wie das Once-Only-Prinzip, das Neuaufsetzen von Prozessen und ein noch besseres gemeinsames und arbeitsteiliges Arbeiten von Bund, Ländern und Kommunen. Das, was mit dem OZG begonnen habe, wäre ein guter Start und müsse nun weiter ausgebaut werden.
Der GI-WebTalk ist eine Veranstaltungsreihe der Gesellschaft für Informatik e.V. In einer einstündigen, digitalen Session widmen sich Expertinnen und Experten aktuellen Fragen rund um die Digitalisierung unserer Zeit.