Netzwerken zum Abbau von Transformationsbarrieren: Ergebnisse der NExT-Studie “Erfolgsfaktor Community of Practice in der öffentlichen Hand“

Typ: Namensartikel , Datum: 15.05.2025

Netzwerke und Communities of Practice können die Verwaltungstransformation entscheidend voranbringen, vorausgesetzt die Rahmenbedingungen stimmen. Die neue Studie von NExT e. V. zeigt, worin der Mehrwert liegt, was aktuell noch bremst und wie Vernetzung gezielt gestärkt werden kann.

aktuelles Zitat:

Theresa Amberger

Theresa Amberger, Head of Research bei NExT e.V.

Theresa Amberger ist Head of Research bei NExT e.V. und leitete das Forschungsprojekt „Erfolgsfaktor Community of Practice in der öffentlichen Hand“, das den Beitrag von Netzwerken zur Verwaltungstransformation untersucht. Zuvor war sie als User Researcherin in der Privatwirtschaft tätig und analysierte digitale Tools und Services im Hinblick auf ihre Nutzerfreundlichkeit.

Portrait Theresa Amberger

Die Idee, Wissen zu teilen, voneinander zu lernen und gemeinsam Probleme zu lösen, gewinnt in der öffentlichen Verwaltung zunehmend an Bedeutung. Immer mehr Mitarbeitende schließen sich über Abteilungs- und Landesgrenzen hinweg zusammen, um Erfahrungen auszutauschen. So zählt das Netzwerk rund um die Communities of Practice (CoPs) des gemeinnützigen NExT e. V. inzwischen über 5.000 Mitglieder. Auch andernorts entstehen zunehmend Formate für Austausch und Zusammenarbeit – etwa in Form von Konferenzen, digitalen Plattformen wie RUDI oder BayKoNet und internen CoPs innerhalb von Behörden.

Doch während Vernetzung für viele längst selbstverständlich ist, stoßen Netzwerkaktivitäten in einigen Verwaltungen noch immer auf Skepsis. Das Verständnis für den konkreten Nutzen fehlt ebenso wie die strukturelle Unterstützung. Gerade Vorgesetzte erwarten häufig sichtbare, unmittelbar verwertbare Ergebnisse – ein Anspruch, dem Netzwerkarbeit nicht immer gerecht wird.

Was wir herausfinden wollten

Vor diesem Hintergrund haben wir bei NExT, gefördert durch das Bundesministerium des Innern und für Heimat, eine Studie auf den Weg gebracht. Ziel war es, eine empirisch fundierte Grundlage für die Diskussion rund um Vernetzung in der Verwaltung zu schaffen. Dabei sind wir den Fragen nachgegangen: Wie vernetzen sich Verwaltungsmitarbeitende konkret? Welche Motive und Hürden beeinflussen die Beteiligung?

Zur Beantwortung dieser Fragen führte das Forschungsteam im Sommer 2024 über 30 Tiefeninterviews mit Teilnehmenden und Leitenden von NExT-Communities. Ergänzend folgte eine Online-Umfrage mit rund 500 Teilnehmenden. Die Ergebnisse liefern wertvolle Einblicke in Nutzungsmuster, Bedarfe und Hemmnisse.

Was Netzwerken in der Verwaltung bewirken kann

Die Gründe für Vernetzung in der Verwaltung sind vielfältig. Besonders oft steht der Wissenstransfer im Vordergrund, etwa durch neue Impulse, den Erwerb von Kompetenzen oder das Nutzen bewährter Beispiele aus der Praxis. Zudem werden der gezielte Austausch zu konkreten Themen, bereichsübergreifende Kontakte und die Möglichkeit, über den „kurzen Dienstweg“ Ratschläge einzuholen oder gemeinsam Lösungen zu entwickeln, als zentrale Mehrwerte wahrgenommen. Auch Motivation, Sichtbarkeit und neue Schnittstellen, etwa zu Politik, Wissenschaft oder Wirtschaft, werden als Pluspunkte genannt.

Drei zentrale Einflussfaktoren auf Netzwerkarbeit

Trotz dieser positiven Rückmeldungen zeigen die Daten auch: Netzwerkaktivitäten werden sehr unterschiedlich intensiv betrieben – von sporadischer Teilnahme bis hin zu aktiver Mitgestaltung. Drei Einflussbereiche wirken sich besonders stark auf das Engagement aus: Rahmenbedingungen beim Arbeitgeber, persönliche Umstände der Verwaltungsmitarbeitenden und Gestaltung der Vernetzungsangebote.

Visualisierung der drei Einflussbereiche auf die Netzwerkaktivitäten von Verwaltungsmitarbeitenden Visualisierung der drei Einflussbereiche auf die Netzwerkaktivitäten von Verwaltungsmitarbeitenden (Vergrößerung öffnet sich im neuen Fenster) Quelle: NExT Visualisierung der drei Einflussbereiche auf die Netzwerkaktivitäten von Verwaltungsmitarbeitenden

Deutlich wird: Dort, wo Netzwerken nicht aktiv gefördert wird, sei es durch fehlende Freistellung, mangelnde Unterstützung durch Führungskräfte oder strukturelle Hürden, bleibt es ein „Freizeitprojekt“ mit begrenzter Wirkung.

Und was hat das alles mit Verwaltungstransformation zu tun?

Dass es um die Digitalisierung der Verwaltung in Deutschland nicht gut bestellt ist, ist kein Geheimnis. In der Studie gaben jedoch über drei Viertel (79 Prozent) der Befragten an, dass ihnen Netzwerken dabei hilft, ihre Aufgaben in der Verwaltungstransformation besser zu bewältigen. Das zeigt den direkten Zusammenhang zwischen Vernetzung und einer effektiveren Umsetzung von Veränderungsvorhaben. Wie konnten in der Studie zudem die geringe Veränderungsbereitschaft von Verwaltungsmitarbeitenden als zentrale Ursache für das langsame Voranschreiten identifizieren. Netzwerken kann dem entgegenwirken: Der Austausch mit anderen erweitert den Horizont, schafft Verständnis für neue Perspektiven und stärkt die Offenheit für Veränderung – zentrale Hebel zur Überwindung von Transformationsbarrieren.

Fazit und Ausblick

Die Studie zeigt: Netzwerken ist kein nettes Zusatzangebot, sondern ein zentraler Bestandteil erfolgreicher Verwaltungsmodernisierung. Insbesondere CoPs leisten einen wertvollen Beitrag zur Öffnung von Silos, zur Wissensvernetzung und zur Motivation der Mitarbeitenden. Damit Netzwerke ihr volles Potenzial entfalten können, braucht es strukturelle Anpassungen, engagierte Führungskräfte und passgenaue Angebote. Unsere Studie liefert hierfür konkrete Handlungsanweisungen, sowohl für Führungskräfte, Netzwerkorganisatorinnen und -organisatoren als auch für Behördenleitungen.

Bei NExT geht es nun darum, die Erkenntnisse weiterzutragen, Verwaltungen bei der Umsetzung zu unterstützen und mit neuen Forschungsprojekten die Stimme der Beschäftigten weiter hörbar zu machen.

Link zur Studie: https://next-netz.de/netzwerken-als-motor-fur-verwaltungs-transformation/